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The Horrors: Night Life (Review)

Artist:

The Horrors

The Horrors: Night Life
Album:

Night Life

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Gothic, Post Punk, Synth- und Darkwave, Shoegaze

Label: Fictiion/Virgin Music Group
Spieldauer: 45:07
Erschienen: 21.03.2025
Website: [Link]

Jetzt wird es schaurig!
Schließlich kriechen die 2005 gegründeten THE HORRORS wieder aus ihren Goth-Musik-Gräbern und den finsteren Gruften des Dark Wave und beängstigender Sarg-Psychedelic, um mit ihrem neuen, bereits fünften Album „Night Life“ durchaus einen stilistischen Wechsel vorzunehmen, der aber nach wie vor schaurig-schön bleibt und so einige Untote heraufbeschwört.

Ständig beschleicht einem beim Hören von THE HORRORS das Gefühl, die junge Band hätte alles unternommen, um mit IAN KEVIN CURTIS von JOY DIVISION Kontakt aus dem Jenseits aufzunehmen, um sich von ihm für ihr aktuelles Album wichtige Hinweise geben zu lassen, damit auf dem Friedhof der unkuscheligen Düstermusiker und Düstermusikerinnen ihr aktuelles Album mit all dem Gothic, Post Punk, Synth/Darkwave und Shoegaze einschlägt wie ein satanisches Beschwörungsritual, das am Ende in der wichtigsten Curtis-Zeile „Love will tear us apart“ (Liebe wird uns auseinanderreißen) seine THE HORRORS-Bestätigung findet.


Die finsteren Briten mixen dieses Mal – mit der Verstärkung durch Amelia Kidd (Synthis und Gesang) und Jordan Cook (Schlagzeug) – ein nachtdunkles Gemisch aus Düster-Pop mit rhythmischen Wave-Synthesizerklang, gothischem Post Punk und bleischwerem Shoegaze. Noch dazu vermitteln sie – wenn man genau hinschaut – auf ihrem LP-Cover eine interessante Einstellung zur Erotik (Die ja oftmals zu einem aufregenden Nachtleben mit dazugehört!), indem die obere Hälfte einer nackten Frau die Album-Vorderseite illustriert, deren Unterteil auf der LP-Rückseite komplettiert wird.


Schade, dass dieses Cover nicht zum Aufklappen ist, dann könnte man das Bild in seiner ganzen düster-erotischen Atmosphäre bewundern. So muss man die LP hin- und herdrehen. Allerdings fällt sofort positiv auf, dass der LP neben der mit lauter Bandfotos bedruckten Innenhülle, in der das 180 Gramm schwere Vinyl steckt, noch ein wirklich dickes 12-seitiges LP-großes Booklet mit allen Texten steckt, welches lyrisch wie optisch die gesamte schwarzmalerische Atmosphäre des Albums ausdrücklich unterstreicht.


Würde sich synth-metallisches Todesblei mit verspieltem Artpop kreuzen, wobei die eine wie andere Strömung immer wieder um die musikalische Führungshoheit kämpft, bei „Night Life“ ist man genau richtig. Das gilt natürlich nicht nur für die noch immer reichhaltige Fan-Gemeinde des suizidalen Curtis, der sich am 18. Mai 1980 in seiner Wohnung erhängte, und JOY DIVISION, sondern ebenso für alle, denen THE CURE und BIRTHDAY PARTY genauso wie die düsteren Werke von DEPECHE MODE, wie beispielsweise „Ultra“ (1997), am Herzen und den schwarzen Seelen liegen. Beim Gesang dürften manchmal sogar ein paar BILLY IDOL-Erinnerungen („More Than Life“) aufkommen. Zudem sorgen die fetten Bässe im Rahmen der Produktion für einen gehörigen Aha-Effekt, genauso wie AMELIA KIDD von THE NINTH WAVE, die das Album mit ihrer Stimme und am Synthesizer zusätzlich bereichert. THE HORRORS wissen was von ihnen erwartet wird – und dass ihr Name Programm ist.

Von „Night Life“ geht eine monolithische Aura aus, die sich wie ein schwarzer Gesteinsbrocken immer höher aus einer farbigen Landschaft erhebt und diese mit seinem riesigen Schatten intensiv verdunkelt. Ein helles Leuchten der Tagtöne gibt es nicht mehr. Nur die Farben der Nacht zählen – und damit auch deren Klänge, wofür ein Song mit dem Titel „The Silence That Remains“ mit einem flotten Schlagzeug-Rhythmus, den Synthie-Flächen und dem schaurigen männlichen und weiblichen (verzerrten) Gesang eine soghafte Wirkung entfaltet.


Die LP-B-Seite wartet dann mit dem nächsten monströsen und zugleich mit über 7 Minuten längstem Stück auf. Fast ekstatisch entwickelt sich der Song in seiner gesamten Melancholie und stimmt bereits auf das Ende der Platte ein, das sich wie eine schwarze Hydra Richtung „L.A. Runaway“ schlängelt, wobei es konsequent die bedrohlich-beängstigende Stimmung aufrechterhält und die britische Band ihrem Namen aller Ehre beweist. Wer auf das Horror-Film-Gefühl der Marke „Twin Peaks“ und „Saw“ steht, dem werden THE HORRORS mit „Night Life“ eine spezielle Horror-Show zwischen musikalischer Schwarzmalerei mit hypnotischer Wirkung und geheimnisvoller Erotik bieten, die wohl selbst einen Dauergrübler und Apokalyptiker wie Ian Curtis nicht kaltgelassen hätte.


Doch am Ende überraschen einen THE HORRORS dann doch.
Die flotte „L.A. Runaway“-Nummer sprengt in gewisser Weise den gesamten Rahmen von „Night Life“. Denn hier geht zwar nicht gleich die Sonne auf, aber der Mond scheint hell und deutlich. Der Song hat Hit-Qualitäten und bietet sich geradezu für die toleranteren Radio-Sender an. Und er ist ein versöhnliches Ende für ein bis dahin unversöhnlich finster und melancholisch erscheinendes Album.
Da atmet man nach der Dreiviertelstunde, während der man ansonsten etwas ängstlich die Luft angehalten hat, dann doch wieder ordentlich durch. Ein paar mehr solcher Songs hätten dem „Night Life“ tatsächlich noch etwas mehr Leben eingehaucht.


FAZIT: In einem ihrer Songs auf „Night Life“ versprechen THE HORRORS „More Than Life“ und klingen dabei nach mehr als (normaler) Musik. Die britischen Musik-Kapitäne der Finsternis steuern ihr Boot über die melancholischen wie bedrohlichen Klangwellen aus Gothic, Post Punk, Synth/Darkwave und Shoegaze, wobei ihr musikalischer Kompass Richtung JOY DIVISION und THE CURE ausschlägt.


Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 102x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (23:51):
  • Ariel (5:23)
  • Silent Sister (4:38)
  • The Silence That Remains (5:43)
  • Trial By Fire (4:01)
  • The Feeling Is Gone (4:06)
  • Seite B (21:16):
  • Lotus Eater (7:14)
  • More Than Life (5:34)
  • When The Rhythm Breaks (3:21)
  • L.A. Runaway (5:07)

Besetzung:

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